Donnerstag, 21. August 2014

Anarchismus und Technologie

Als Anarchist bekommt man oft vorgehalten, wenn man darauf hinweist, dass sich viele den meisten unbekannte Indianer- und Eingeborenenstämme nach anarchischen Prinzipien organisieren und Leben, dass das nur auf dieser niedrigen zivilisatorischen Stufe möglich sei und dass man dies nicht in einer technisierten Wirtschaft funktionieren kann, weswegen es interessant ist, dass anarchische Prinzipien bei vielen Vorreitern technischer Entwicklungen zeigen, sei es bei Fablabs, Reperaturcafes oder eben dem Internet, mit dem sich dieser Artikel in der Hauptsache befasst.
Dieses kann man, ohne dass es auf den ersten Blick erkennbar sein muss,auf den zweiten auch als einen Hort des Anarchismus ansehen.
Sei es, weil im Internet grundsätzlich jeder an fast allem teilhaben und mitgestalten kann, vieles, wie beispielsweise das größte online Lexikon Wikipedia, auf freiwilliger Mitarbeit aufbauen, jedes Individuum zum Kommunikator werden kann (Beispiel Twitter im Arabischen Frühling), viele Programmierer der ersten Stunde anarchistisch eingestellt waren und sind und auch bei jüngeren Programmierergenerationen der Anarchismus eine größere Rolle spielt, als in der Restbevölkerung.aber weil es Kommunikationswege schafft oder verkürzt, die neue Formen des Wirtschaftens und Lebens ermöglichen und so unsere gesamte Gesellschaft stetig ein wenig enthierarchisiert aber auch entkapitalisiert, denn so ist einer der Hauptverdienste des Internets bisher und auch in naher Zukunft das aufbrechen von alten Geschäftsstrukturen hin zu Gebrauchtwarenverkäufen, Tausch- und Teilsystemen.
Ok, hier ist anzumerken, dass Tausch und Gebrauchtwarenverkauf nicht grundsätzlich anarchisch sind, auch ist es nicht anarchisch, dass bei vielen Teilsystemen auch Geld verlangt wird, doch ist es im anarchischen Sinne, Bestehendes weiter zu nutzen. Und etwas nicht weg zu werfen, sondern für die Wieder- oder Weiterverwendung zur Verfügung zu stellen oder beispielsweise ein Auto zu mehreren zu nutzen, um es auszulasten, statt dass sich jeder eines nur für sich kauft, kann den ersten Schritt der Gewöhnung an ein Wirtschaften sein, das nicht auf Wachstum, sondern auf die einfache, möglichst direkte Befriedigung der Bedürfnisse der Menschen setzt und dabei bestehendes lieber weiterverwendet, als sie wegzuwerfen.
Außerdem schadet jedes mehr- oder weiterverwendete Produkt dem Kapitalismus schon direkt, da keine Neuproduktion und Vernichtung des Alten stattfindet, was beispielsweise die Streitigkeiten um Uber oder Airbnb zeigen.
Großartig aus unserer Sicht ist aber auch, wie wunderbar anschaulich das Internet die Irrationalität des geistigen Eigentums macht, was bewusst nun viele und unterbewusst noch viel mehr Menschen hinterfragen, wenn sie sich ein Musikstück kostenlos herunterladen, oder sich einen Film als Stream ansehen. Warum sollte etwas, dass jedem leicht zugänglich sein könnte, nicht auch für jeden zugänglich gemacht werden?
Natürlich wird eingeworfen, ,,damit die Künstler auch davon leben können!´´, (und auch wenn dies anarchischem Wirtschaften sowieso entspricht) wäre dies doch sogar schon heute bei den wirklich guten und erfolgreichen Künstlern gegeben, da sie sich trotzdem Einnahmequellen erschließen können oder schon haben.
Wobei dies die ersten Schritte einer unaufhaltsamen Entwicklung sind, die hier die Musikindustrie in eine schwere Kriese gestürzt hat aber das heutige oder eher das gestrige Wirtschaftssystem ähnlich oder härter treffen wird, sei es durch die schon genannten, Wiederverwendungen, den Tausch, das Teilen oder das Ignorrieren der unnötigen Einschränkungen durch das Eigentumsrecht aber auch durch 3D Drucker, die all dies erheblich ausweiten wird und der auch Teil eines der nächsten Artikel sein werden.
So ist das Internet grundsätzlich ein Gewinn für die anarchistische Sache, auf die sich großartig aufbauen lässt.

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