Anarchismus und Technologie
Als Anarchist bekommt man oft vorgehalten, wenn man darauf hinweist,
dass sich viele den meisten unbekannte Indianer- und Eingeborenenstämme
nach anarchischen Prinzipien organisieren und Leben, dass das nur auf
dieser niedrigen zivilisatorischen Stufe möglich sei und dass man dies
nicht in einer technisierten Wirtschaft funktionieren kann, weswegen es
interessant ist, dass anarchische Prinzipien bei vielen Vorreitern technischer Entwicklungen zeigen, sei es bei Fablabs, Reperaturcafes oder eben dem Internet, mit dem sich dieser Artikel in der Hauptsache befasst.
Dieses kann man, ohne dass es auf den ersten Blick erkennbar sein muss,auf den zweiten auch als einen Hort des Anarchismus ansehen.
Sei es, weil im Internet grundsätzlich jeder an fast allem teilhaben
und mitgestalten kann, vieles, wie beispielsweise das größte online
Lexikon Wikipedia, auf freiwilliger Mitarbeit aufbauen, jedes Individuum
zum Kommunikator werden kann (Beispiel Twitter im Arabischen Frühling),
viele Programmierer der ersten Stunde anarchistisch eingestellt waren
und sind und auch bei jüngeren Programmierergenerationen der Anarchismus
eine größere Rolle spielt, als in der Restbevölkerung.aber weil es
Kommunikationswege schafft oder verkürzt, die neue Formen des
Wirtschaftens und Lebens ermöglichen und so unsere gesamte Gesellschaft
stetig ein wenig enthierarchisiert aber auch entkapitalisiert, denn so
ist einer der Hauptverdienste des Internets bisher und auch in naher
Zukunft das aufbrechen von alten Geschäftsstrukturen hin zu
Gebrauchtwarenverkäufen, Tausch- und Teilsystemen.
Ok, hier ist
anzumerken, dass Tausch und Gebrauchtwarenverkauf nicht grundsätzlich
anarchisch sind, auch ist es nicht anarchisch, dass bei vielen
Teilsystemen auch Geld verlangt wird, doch ist es im anarchischen Sinne,
Bestehendes weiter zu nutzen. Und etwas nicht weg zu werfen, sondern
für die Wieder- oder Weiterverwendung zur Verfügung zu stellen oder
beispielsweise ein Auto zu mehreren zu nutzen, um es auszulasten, statt
dass sich jeder eines nur für sich kauft, kann den ersten Schritt der
Gewöhnung an ein Wirtschaften sein, das nicht auf Wachstum, sondern auf
die einfache, möglichst direkte Befriedigung der Bedürfnisse der
Menschen setzt und dabei bestehendes lieber weiterverwendet, als sie
wegzuwerfen.
Außerdem schadet jedes mehr- oder weiterverwendete
Produkt dem Kapitalismus schon direkt, da keine Neuproduktion und
Vernichtung des Alten stattfindet, was beispielsweise die Streitigkeiten
um Uber oder Airbnb zeigen.
Großartig aus unserer Sicht ist aber
auch, wie wunderbar anschaulich das Internet die Irrationalität des
geistigen Eigentums macht, was bewusst nun viele und unterbewusst noch
viel mehr Menschen hinterfragen, wenn sie sich ein Musikstück kostenlos
herunterladen, oder sich einen Film als Stream ansehen. Warum sollte
etwas, dass jedem leicht zugänglich sein könnte, nicht auch für jeden
zugänglich gemacht werden?
Natürlich wird eingeworfen, ,,damit die
Künstler auch davon leben können!´´, (und auch wenn dies anarchischem
Wirtschaften sowieso entspricht) wäre dies doch sogar schon heute bei
den wirklich guten und erfolgreichen Künstlern gegeben, da sie sich
trotzdem Einnahmequellen erschließen können oder schon haben.
Wobei
dies die ersten Schritte einer unaufhaltsamen Entwicklung sind, die hier
die Musikindustrie in eine schwere Kriese gestürzt hat aber das heutige
oder eher das gestrige Wirtschaftssystem ähnlich oder härter treffen
wird, sei es durch die schon genannten, Wiederverwendungen, den Tausch,
das Teilen oder das Ignorrieren der unnötigen Einschränkungen durch das
Eigentumsrecht aber auch durch 3D Drucker, die all dies erheblich
ausweiten wird und der auch Teil eines der nächsten Artikel sein werden.
So ist das Internet grundsätzlich ein Gewinn für die anarchistische Sache, auf die sich großartig aufbauen lässt.
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